Im Jahr 2010 gewährte der Kanton Basel-Stadt, vertreten durch die Abteilung Jugend- und Familienförderung des Erziehungsdepartements, dem Verein Connect Café für ein Jugendinformationszentrum Subventionen in der Höhe von insgesamt 296‘000 Franken (je 148‘000 Franken für die Jahre 2010 und 2011).
Doch nach nur gut einem Jahr zieht das Erziehungsdepartement am 19. April 2011 seine Subventionszusage vorzeitig zurück mit folgender Erklärung:
Was war geschehen, wo doch das Erziehungsdepartement bezüglich der Erneuerung der Subventionen im Vertrag mit dem Connect Café festhält?
Der Evaluationsbericht der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) vom April 2010[1] wurde dem Schreibenden vom Erziehungsdepartement nach längerem Hin und Her in einer teilweise geschwärzten Fassung zugänglich gemacht. Die Autoren Olivier Steiner und Andreas Theisen-Menn halten in der Studie einleitend etwas kryptisch fest:
Der Bericht hält weiter fest, dass die lmplementation des Connect Cafés «von fast allen befragten» Fachleuten aus dem Bereich der offenen Kinder und Jugendarbeit – es handelt sich gerade einmal um vier Personen – kritisch beurteilt wird. Die Kritik der institutionellen Vertreter richtet sich jedoch nicht primär gegen das Angebot der Jugendinformationsstelle Connect Café, sondern gegen die unklare Auftragsvergabe sowie die mangelnde Transparenz bei der Verteilung und der Höhe der einzelnen Subventionsverträge. Die verschiedenen Meinungen zusammenfassend, geben die interviewten Vertreter für den Bericht zu Protokoll:
Die in der Studie befragten Institutionsvertreter schätzen den Zeitraum, der für eine Beurteilung der Entwicklung des Pilotprojekts zur Verfügung steht, als zu kurz ein, um dezidierte Aussagen vornehmen zu können. Sie beurteilen jedoch als positiv, dass Jugendliche an dem Aufbau der Infrastruktur des Projekts beteiligt wurden. Eine Fachperson hebt hervor, dass die Entstehung des Connect Cafés partizipativ mitgestaltet werden könnte und dass das Projekt eine Lücke unter den vielen Angeboten in Basel schliesst. Ein Vorteil des Connect Cafés sei, dass Informationen und kompetente Fachpersonen an einem Ort vereint sind und dass das Informationsangebot mit Beratung verknüpft werden kann.
Obwohl sich die Aussagen der Institutionenvertreter weitgehend decken, ist davon auszugehen, dass es sich um deren private Meinung – statt um die offizielle Auffassung ihrer Institutionen – handelt. Sie ist daher auch nicht repräsentativ. Um diese zu erfahren, hätte die Stellungnahme der IG Offene Kinder- und Jugendarbeit eingeholt werden müssen, die aber schon im Vorfeld hinsichtlich der Bedarfsabklärung für eine Jugendinformationsstelle «ausgeblendet» wurde.
Eine interviewte Fachperson der offenen Kinder- und Jugendarbeit weist explizit auf die Notwendigkeit eines «Sozialraummanagements» und einer «Jugendsozialrevision» – was immer auch darunter zu verstehen ist – hin. Andere Fachpersonen unterstreichen die Notwendigkeit der Klärung von Zuordnungen und Schnittstellen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Am 20. April 2011 schreibt 20 Minuten Online:
Es bleibt bis heute die Frage unbeantwortet, in welcher Form das Erziehungsdepartement das Anliegen einer Jugendinformationsstelle weiterverfolgt. Sieht man sich die Traktandenlisten der Kommission für Jugendfragen an, so wurden bisher weder die Schliessung des Connect Cafés und deren Folgen für die offene Kinder- und Jugendarbeit noch ein mögliches Folgeprojekt besprochen. In der Subventionsliste des Erziehungsdepartements für die Periode 2012 bis und mit 2015 taucht ebenfalls kein Projekt für ein Jugendinformationszentrum auf.
Bleiben es demnach leere Worte, wenn das ED in der Pressemitteilung vom April 2011 schreibt?
Autor: Marcel Borer